Es war mal wieder Zeit für einen Vereinstörn – da waren sich alle einig. Martin und Stefan übernahmen den Skipperjob – und diesmal sollten es zwei kleinere Boote sein, die einfacher eine Box fänden – und als Segelgebiet wurde die Ostsee festgelegt – wenn möglich und die Winde es zulassen, die dänische Südsee. Bei einem Treffen legten die Interessierten das Datum fest (26. August bis 2. September) und es meldeten sich nach und nach zehn Vereinsmitglieder an.
Damit begann die Vorfreudezeit!
1. Tag, Sa. 26. 8. 2023
Bamberg – Großenbrode
Frühmorgens Abfahrt ab Franken Richtung Norden. Die A7 führte uns nach Hamburg, von dort ging es nordöstlich weiter Richtung Fehmarn. Kurz vor der großen Sundbrücke liegt Großenbrode und darin im Hafen unsere Charteryachten, zwei Hanse 348 namens Liane und Tom. Susanne wählte pragmatisch Liane, weil ihr der Name besser gefiel, deshalb übernahm Martin als zweiter Skipper die Tom. Dieser hatte, wie sich später zeigt, schon einige Meilen mehr unterm Kiel und fiel deshalb manchmal etwas hinter der Liane zurück …
Die ersten aus dem Süden Anreisenden trafen schon gegen 14 Uhr an, bewunderten die neben dem Parkplatz aufgepallte „Hanseatic“ – für Bastler ein wahres maritimes Schmuckstück, etwa als BASC-Vereinsyacht …
Schon vor 16 Uhr konnten wir die Boote übernehmen, stauten Gepäck und Lebensmittel, bis die Sitzbankfächer überquollen. Die edelsten Getränke kamen natürlich in den stilvollen Flaschenauszug des Salontisches. Danach folgte eine kleine Einführung und Sicherheitseinweisung.
Die restliche Crew der Tom traf etwas später ein und übernahm ebenfalls ihr Boot. Schönstes Abendrot hinter Mastreihen beschloss den Tag.
Der Wind sollte in den nächsten Tagen hauptsächlich aus südlichen Richtungen kommen, damit sprach nichts gegen die geplante Route Richtung Nordwesten, zur Dänischen Südsee. Wir waren gespannt auf den ersten Segeltag!
2. Tag, So. 27. 8. 2023
Großenbrode – Bagenkop
4 Bf, abnehmend 3, Gewitterböe
Der Sonntag sollte uns nach einem schönen Frühstück aus dem Hafen und dem Großenbroder Binnensee hinaus auf in die Lübecker Bucht führen. Dort fuhren wir erstmal Kreise und Wende- bzw. Halsemanöver, um Gefühl für das Boot zu bekommen, und nahmen Kurs auf die Ansteuerungstonne des Fehmarnsunds. Unser heutiges Ziel war Bagenkop, an der Südspitze von Langeland, was etwa 40 Seemeilen Distanz entsprach – eine gute Startetappe in den Törn. Nach Passage des Sunds mit der großen Bogenbrücke fielen wir dem Leuchtturm Flügge auf der Südwestspitze Fehmarns etwas ab und nahmen Kurs Langeland. Punkt elf plätscherte etwas Sherry über Bord, um Rasmus zu beschwichtigen. Ein Gewitterschauer mit Böen ließ uns ins zweite Reff gehen, große Containerschiffe kreuzten, aber insgesamt wir konnten entspannt raumschots durch die ruhige Ostsee segeln. Tageshöchstgeschwindigkeit waren großartige 7,8 Knoten!
Schon gegen 18 Uhr liefen wir in Bagenkop ein, wo uns einer der beiden amtierenden Vereinsmeister auf der Piermauer erwartete, ebenfalls auf Törn mit ähnlicher Route.
Wir machten im Schutz der roten Häuschen fest, genossen das Anlegerbier und übten erste Manöverkritik für den Tag. Einige aus den beiden Crews hüpften noch in die schon etwas frische Ostsee, dazu erkundeten wir das kleine Bagenkop oder brachten die Pantry zu Glühen.
3. Tag 28. 8. 2023
Bagenkop – Marstall – Ærøskøbing
3-4 B f.
Am dritten Tag ging es weiter zur Nachbarinsel Ærø. Wir wollten an Marstall vorbei durch die betonnten Fahrrinnen zwischen Langeland, Strynø und Ærø fahren und abends in Ærøskøbing festmachen. Eine entspannte Distanz diesmal, auch wenn durch die Untiefen um die Inseln herum etwas Navigieren und ein dezenter Zickzackkurs nötig waren. Wir nutzten die Zeit unterwegs, um noch Mann-über-Bord-Manöver zu üben.
Einige wunderschöne Traditionssegler kreuzten unseren Weg, Marstall präsentierte sich in schönstem Sonnenschein und bereits um 17 Uhr konnten wir in Ærøskøbing in die Box fahren. Beim Hafenmeister fanden wir die Blacklist der Zechpreller-Yachten aus den letzten acht Jahren im Glaskasten. Wir wollten nicht dazu gehören, zahlten brav Liegeplatz und Strom, Sanitär usw. und genossen wieder den schönen Abend und die entspannte Atmosphäre im Hafen – sowie natürlich den wunderschönen Ort und die tolle Gelegenheit, im nahegelegenen Supermarkt noch ein paar frische Lebensmittel zu bunkern.
4. Tag 29. 8. 2023
Ærøskøbing – Faborg
schwachwindig
Heute ging es zur nächsten dänischen Insel: Faborg auf Fünen war das Ziel. Nochmal nach Nordwesten – der weiteste Punkt unseres Törns. Wieder mit leichtem raumen Wind ging es raus aus der Box – wir nutzten das Wetter und die leeren Boxen für etwas Hafenmanöverpraxis. Außerhalb des Hafens drehten wir ein paar Kringel und übten die Fahrt unter Maschine.
Erst nach 14.30 Uhr konnten wir auch die Segel setzen und ohne Maschinengetucker die letzten Seemeilen zur Stadtmarina in Faborg bewältigen. Ein schöner Hafen mitten in der Stadt – aber das Oldtimertreffen direkt am Pier verpassten wir um anderthalb Monate …
5. Tag, 30. 8. 2023
Faborg – Maasholm
schwachwindig, später auffrischend, Schauerböen
Nach dem Ablegen in Faborg ging es erstmal aus der Bucht und durch die schmalen Fahrrinnen aus dem Bereich der dänischen Südsee heraus. Wir ließen Ærø backbord und schließlich auch die dänischen Gewässer hinter uns liegen auf dem Weg nach Maasholm in der Schlei. Traditionsschiffe vom kleinen Gaffelsegler bis zum Dreimaster passierten uns auf unserem südlichen Am-Wind-Kurs.
Die Einfahrt in die Schlei erfolgte um den grünweißen Leuchtturm mit lehrbuchhaftem Sektorenfeuer herum. Die Ansteuerung an den malerischen Hafenort Maasholm war wegen Untiefen kniffelig, aber machbar – dafür fanden wir nur noch Liegeplätze, die maximalweit vom Waschhaus entfernt liegen. Nach zwei, drei Ehrenrunden machten wir deshalb am Quersteg parallel zum Fluss fest, bereiteten unser Abendessen und saßen wieder lange in gemütlicher Runde.
6. Tag, 31. 8. 2023
Maasholm – Wendtorf
bedeckt, 3–4 Bf.
Wieder aus der Schleimündung heraus kamen wir unter Fock. Außerhalb der Schlei setzten wir auch das Groß und segelten bei 4 bis 5 Bf mit Böenspitzen bis 23 Knoten und Schauern ins südlich gelegene Wendtorf an der Mündung der Kieler Förde. Dabei umgingen wir das Sperrgebiet Schönhagen. Nach vier entspannten Segelstunden konnten wir die Marina Wendtorf ansteuern und machten um 15.30 Uhr dort fest.
Für den Abend hatten wir uns auf den schönen Grillplatz beim Steg gefreut und schon entsprechend Würste, Fleisch, Schafskäse und die Zutaten von Salaten in der Kühlung. Leider wird der Hafen gerade gentrifiziert und den hochpreisigen Appartementhäusern war u.a. auch der Grillplatz zum Opfer gefallen. Dafür säumten den Weg zum provisorischen Waschhaus jetzt formschöne Bauzäune …
Spontan nahmen wir deshalb Pfanne und Ofen als Grillersatz und tauschten unsere Salatkreationen von Boot zu Boot. Weil die Hanseyachten zu klein waren für eine große Essensrunde, trafen sich nach dem Backschaftsdienst beide Crews im Salon der Liane und plünderten ordentlich die Vorräte an Getränken und Knabberkram in einer schönen, langen Abendrunde.
7. Tag, 1. 9. 2023
Wendtorf – Heiligenhafen – Großenbrode
sonnig, 3–4 Bf
Am letzten Tag war die Routenplanung etwas komplizierter: Mit Todendorf und Putlos lagen zwei Schießgebiete der Marine auf der Strecke und trotz intensiver Recherche konnten wir nicht herausfinden, ob und wann denn nun geschossen würde. Um kein willkommenes bewegtes Übungsziel zu werden, machten wir einen möglichst großen Bogen um die markierten Bereiche. Laut zwei Informationsquellen gab es aber keinen Übungsbetrieb und nachdem es auch per Funk noch eine entsprechende Ansage zu hören war, schnitten wir beruhigt den Umweg etwas ab. Es war ein schöner Tag mit wenig Wind und fast zuviel Sonne – und wir wollten es bis Großenbrode schaffen, damit wir Samstag entspannt das Boot abgeben konnten.
Um noch rechtzeitig unterwegs tanken zu können, warfen wir mittags die Maschine an und nahmen Kurs auf Heiligenhafen. Wir hatten Glück: Die Tanksäule im Industriehafen war frei, kein anderes Boot lag am Pier oder drehte Warterunden. Wir mussten nur den liebenswürdigen, betagten Tankwart aus seinem Nickerchen wecken, der uns dann dann mit der Erfahrung von 25 Jahren Dienst an der Zapfpistole tropfenfrei das Boot auftankte. Auf der Fahrt zurück kam uns auch die Tom entgegen – und die Crew der Liane konnte noch an der Tonne 4 Richards gelbe Schirmmütze mit einem gelungenen Mütze-über-Bord-Manöver von Skipper Stefan einsammeln, unter den irritierten Blicken von entgegenkommenden Yachtbesatzungen.
Unter einem wunderschönen Abendhimmel passierten wir zum zweiten Mal die Fehmarnsundbrücke und liefen gegen 18.30 Uhr in den Großenbroder Binnensee ein. Neben der Tom zeigte noch ein Charterer, wie man keine Anlegemanöver fährt und beschädigte mit lautem Knirschen seine, eine Nachbaryacht und nicht zuletzt den Dalben der Box …
Wir schlossen den tollen Törn mit einer großen Tafel beim Italiener „Al Ponte“. Es gab nochmal einen kleinen Rückblick mit Reflexionsrunde – und bis auf einige Kritikpunkte waren alle begeistert von Route und Tour und die vergangenen Tage.
8. Tag, 2. 9. 2023
Großenbrode – Bamberg (Rückfahrt)
Der Tag der Rückreise – wir waren beschäftigt, die Boote auszuräumen, aufzuklaren und einen der wenigen Gepäckkarren des Hafens zu ersteigern, um alle
Taschen, Kisten und Behältnisse zu den Autos zu bekommen. Bis 11 Uhr mussten die Boote verlassen und übergeben sein, was wir auch gut geschafft haben.
Nach einer Abschlussfotosession fuhren wir dann zurück nach Franken und hatten auch noch Tage später das gute Gefühl, dass der Boden leise unter unseren Seebärbeinen schwankte …