Nach dem erfolgreichen BASC-Törn auf der Ostsee war auch für dieses Jahr klar: Wir wollten wieder los. Die Boote durften eine Winzigkeit größer werden, 34 Fuß war einigen doch etwas eng – und außerdem sollte noch ein drittes Boot dazustoßen, nämlich ein Motorsegler eines Vereinsmitglieds, das extra von den Niederlanden überführt werden sollte, um dann zwei der Interessierten mitzunehmen.
Doch leider musste diese Überführung abgebrochen werden, nachdem der Skipper nördlich von Borkum heißes Wasser in der Bilge festgestellte. Die beiden Crewmitglieder konnten wir aber kurzerhand noch auf den beiden Charteryachten unterbringen. Nach Vorabsprachen und einem Treffen und als dieses Problem geklärt war, konnte es losgehen!
24. August 2024, Samstag
Sonnig, Wind N 4-5 Bft, in Böen 6 Bft Welle 1,5 m
Bamberg – Warnemünde Hohe Düne
„5.30 Uhr fahren wir los“ hieß es. „Wir holen Dich ab!“ – Oha, gefühlt viel zu früh – und dementsprechend hart war es, um 4.30 Uhr aufzustehen und pünktlich am Straßenstrand zu stehen. Aber: Es war natürlich die richtige Zeit gewesen, und so kamen die Ersten, die direkt aus Bamberg anreisten, auch super durch. Alle Staus sammelten sich erst später …
Wir erreichten pünktlich in Warnemünde den Hafen Hohe Düne und konnten am Steg von Mola die Laura, eine Hanse 388, sowie die Quaxi, eine Hanse 418, entgegennehmen. Nach und nach trafen auch die anderen Mitfahrenden ein mit Gepäck und Material und Einkäufen – und alles wurde in den viel zu kleine Wägelchen über die langen Stege, vorbei an auffallend hochwertigen und hässlichen Hafenresorts und viel zu großen Motorjachten, zu unseren Booten gefahren. Auch der Weg zum Klohäuschen war eine sportliche Leistung: Luftlinie ca. 250 m entfernt, führte der Weg zurück auf die Uferpromenade und dort weiter bis zur anderen Steganlage. Insgesamt, fitnessuhrgemessen, waren das 600 Meter. Einfach.
Nachdem alle Crewmitglieder ihren Platz gefunden und sich eingerichtet hatten sowie die günstige Parkappmöglichkeit diskutiert und ausprobiert war, konnten die Skipper die Sicherheitseinweisung machen. Für den Törnstart gab eine traurige Nachricht: Für Sonntag waren knackige 5 bis 6 Beaufort angesagt. Angesichts der zum Teil unerfahrenden Mitsegelnden und der Charterbedingungen zuviel. Deshalb verschoben wir die Abreise um einen Tag.
25. August 2024, Sonntag
Sonnig, Wind 5 – 6 Bft, Welle 3 m
Warnemünde Hohe Düne
Den unfreiwilligen Hafentag nutzten wir und lernten das Boot kennen, schauten uns Klemmen, Klampen, Winschen und Anker an sowie die Details des Mastes und übten aktiv Trockensegeln mit Segelsetzen, Wenden und Halsen usw. Die ganze Crew saß anschließend im Cockpit und übte sich im Aufschießen von Anlegeleinen …
Dazu kamen Spaziergänge, vorbei an der Robbenstation im Hafen zum Molenkopf mit den großen Leuchtfeuern, die die Einfahrt markierten. Hier sahen wir uns bei den wenigen Booten, die sich rauswagten, dass unsere Entscheidung für den Hafentag richtig war: Solide Katamarane hüpften wie Gummibälle auf den unruhigen Wellen herum und eine andere Yacht, die am gleichen Steg lag, kehrte nach einer Stunde reumütig zurück in den ruhigen Hafen und warteten auch die Nacht ab.
Westlich vom Yacht lag die Warnowmündung – dort schoben sich regelmäßig riesige Kreuzfahrtschiffe durch das Bild und wir konnten Lotsenboote beobachten. Der Hafen Hohe Düne selbst war gut belegt und die Wanderungen durch den Hafen, ob zum Spaß oder zum Klo, führte vorbei an verschiedensten Booten von hübsch häßlich bis herausragend schön. Bei einigen erzählte schon der Anblick seine eigene Geschichte, etwa eine massive Aluyacht, die aussah wie durch extreme Breiten gesegelt, oder der Motorsegler „Fofftein“ mit einem beeindruckenden Metalladler als Gallionsfigur. Die Crews besuchten sich gegenseitig auf den Yachten, dazu gab es Plaudereien mit den anderen Besatzungen, die ebenfalls im Hafen ausharrten. Eine entmastete Bavaria neben dem Kran zeigte deutlich, was schlimmstenfalls passieren kann, wenn man zu wagemutig wird …
26. August 2024, Montag
Sonnig, Wind 5 – 6 Bft, Welle 3 m
Warnemünde Hohe Düne – Burgtiefe
Törnstart: Es geht los – wir legen endlich ab! Der Wind hatte sich etwas beruhigt und trotz noch unruhiger Dünung außerhalb der Molenmauern wagten wir unser erstes Ablegemanöver. Die beiden Yachten steuerten aus dem Hafenbecken heraus auf und rauf auf die Ostsee. Den langen Schlag nach Norden zu den dänischen Inseln, eine der angedachten Routenvariante, mussten wir wegen der Wettervorhersagen verwerfen. Unser heutiges Ziel lautete deshalb Burgstaken auf Fehmarn.
Aber auch das bedeuteten letztlich 38 Seemeilen bei Südwest 4 bis 5 mit einem Reff, dazu raue See und fast sieben Stunden Fahrt – ein langer erster Segeltag, der alle an Bord mit dem Boot und dem Segeln auf einer großen Yacht vertraut machte. Einigen machte der unruhige Seegang zu schaffen, aber spätestens zum Anlegemanöver in Burgstaken gegen 16.15 Uhr konnten alle wieder Hand anlegen und mit anpacken.
27. August 2024, Dienstag
Sonnig, Wind Süd, später Ost, 1 bis 2 Bft, Welle 0,5 m
Burgtiefe – Grömitz
Für den zweiten Segeltag peilten wir Neustadt an – auch das wieder eine gute Strecke. Ablegen war um 9.30 Uhr geplant, was wir auch gut schafften. Wind und Welle hatten sich beruhigt, weshalb alle ohne Einschränkungen die Fahrt genießen konnten. Ohne Reff ging nach dem Verlassen der Burgtiefer Bucht aufs Meer und um 10.15 Uhr konnten wir die Segel hochziehen. Wir nahmen Kurs Richtung Lübecker Bucht.
Der Tag war entspannt und sonnig mit blauem Himmel und wir zogen bei leichtem Wind Richtung Süden.
Gegen 14 Uhr entschieden wir uns um: Da wir bis Neustadt im Süden der Lübecker Bucht auch mit Motor noch einige Zeit länger brauchen würden und erst spät ankämen, änderten wir spontan unseren Plan und nahmen Kurs auf Grömitz. Bei 1 bis 2 Beaufort gingen die Segel schließlich runter und unter Maschine tuckerten wir weiter. Um 17.20 Uhr machten wir dann fest in Grömitz, klarten das Schiff auf und stießen auf unseren Anleger an.
Das schöne Sommerwetter lud ein zu einem entspannten Abendessen im Cockpit.
28. August 2024, Mittwoch
Sonnig, bis 31° C, Wind 3 bis 4 Bft, Welle 2 m
Grömitz – Kirchdorf, Insel Poel
Wieder konnten wir nach einem entspannten Morgen und sonnigem Frühstück auf Deck um 9.30 Uhr aus den Boxen fahren und aus dem Hafen Grömitz auslaufen. Um 9.50 war das Groß gehisst und die Fock ausgerollt und wir konnten bei 3 bis 4 Windstärken aus Ost auf unseren heutigen Zielhafen zusteuern. Das war Kirchdorf auf der Insel Poel – erreichbar durch einige abzweigende Fahrrinnen und einen kleinen Fjord, der bis fast in die Mitte der Insel führt.
Von Grömitz aus bedeutete der Ostwind Segeln gegenan – damit kamen wir im Lauf dieses schönen, sonnigen Tages mit den vielen Kreuzschlägen auf immerhin 30 Segelmeilen. Die Crews entspannten im Cockpit und auf dem Vorderdeck und wir erreichten gegen 16 Uhr die Ansteuerungstonne mit dem schönen Namen Offentief. Von hier ging es Richtung Süden um den westlichen Teil der Insel Poel herum, immer den betonnten Fahrrinnen vorbei, die außerdem gefühlt mit allen möglichen Fahrrinnenauszeichnungen und -befeuerungen ausgestattet waren, die die Seefahrt kannte. Mit konzentrierter Fahrt ging es so von der Südseite der Insel in den „Kirchsee“ genannten Fjord hinein, mitten durch eine Mittwochsregatta mit den verschiedensten Booten. Wir stahlen uns durch das Feld und fuhren bis zum nördlich dieses Meeresarms gelegenen Kirchdorf mit seinem kleinen, gemütlichen Gästesteg. Um 18.45 Uhr machten wir fest und entschlossen uns spontan, nach dem langen Segeltag auf eigene Kochbemühungen zu verzichten und dafür im Hafen beim Imbisskutter zuzulangen. Der Weg vom Steg an die andere Seite des Hafens führte aber über eine Treppe durch ein Wäldchen und um ein Werftgelände herum. Deshalb bekam die erste Crew nur mit Glück noch die letzten sechs Brötchen und auch beim Fisch musste die Dame am Grill die letzten Bestände zusammenkratzen. Der Imbissmann bestätigte uns dabei – etwas verwundert –, dass Poel selbstverständlich „Po-el“ auszusprechen sei und nicht Pöl. Wir waren uns beim Nvigieren nicht sicher gewesen …
Bei einem zweiten Imbiss konnten wir auch gerade noch rechtzeitig vor dem rabiaten feierabendlichen Türenzuknallen die zweiten Hälfte unseres Abendessens bekommen (auch dort waren genau sechs Brötchen vorrätig …), während die Mannschaft der Quaxi sich auf der Terrasse mit Tellergerichten stärkten. Danach plünderten wir kurz einen nahegelegenen Supermarkt, unter anderem um Grillgut und Kohle für den nächsten Abend in Kühlungsborn zu besorgen. Dort sollte es diesmal klappen mit dem gemeinsamen Grillabend der beiden Bootscrews.
Wir nutzten nachts die schöne Gelegenheit, dass die Boote direkt nebeneinander lagen und sangen abends von Cockpit zu Cockpits zu Haralds Ukulelenbegleitung bei improvisierter Beleuchtung und Rotwein, bis die 39 Seemeilen des Tages ihren Tribut forderten …
29. August 2024, Donnerstag
Sonnig und sehr heiß, Wind S bis SSW 2 bis 0 Bft, Welle 0,5 m
Kirchdorf, Insel Poel – Kühlungsborn
Der Steg Kirchdorfs lag heimelig in der Morgensonne, während wir noch schnell die Bezahlung für die Hafenmeisterei organisierten und wieder über den Waldweg zu den Waschräumen flitzten. An diesem Morgen gab es auf der Laura Frühstück nach dem Ablegen und außerhalb des Fjordes im Cockpit unter Segeln. Und während wir durch die Fahrwasser glitten, schnauften plötzlich neben unseren Booten einige Schweinswale und begleiteten uns einige Zeit.
Die entspannte Fahrt um die Insel herum nutzten wir, um das Deck zu säubern und um festzustellen, dass eine Pütz nicht schwimmt, wenn man sie über Bord gehen lässt. Mit einer improvisierten Pütz aus einem Packsack schafften wir es dann aber trotzdem, das Boot wieder landfein zu bekommen.
Nachdem wir nordwestlich von Poel in das Fahrwasser Richtung Ost eingebogen waren und anschließend an der Küste entlangsegelten mit Ziel Kühlungsborn, stiegen mit der Mittagssonne die Temperaturen immer weiter an. So langsam sammelten sich alle Freiwachen im Segelschatten von Fock und Großsegel auf dem Vordeck, während Rudergänger und Ausguck sich regelmäßig mit Wasser übergossen, um nicht in der Sonne weggeschmort zu werden. Unter der Sprayhood stieg die Temperatur auf 43°.
Passend zum Sommerwetter ließ der Wind schließlich komplett nach und wir holten die Segel runter. Unter Maschine und auf spiegelglatter See ging es noch zwei Stunden weiter, bis wir um 15.50 Uhr in Kühlungsborn festmachen konnten. Dort hüpften Teile der Crews nach der Sonnenhitze in die Ostsee oder erfrischten sich mit einer schönen kalten Dusche.
Wenn man sie einmal braucht, sind die traditionellen Grillplätze in den Häfen entweder frisch der Hafengentrifizierung gewichen oder gar nicht da. Nach schönen Grillunterständen wie etwa in Burgtiefe suchten wir in Kühlungsborn vergeblich – und mussten deshalb spontan zwei Grills organisieren. Die Boote an den benachbarten Stegen konnten nicht aushelfen, aber es klappte schließlich noch beim nahegelegenen Supermarkt. An einer kleinen Sitzgruppe etwas entfernt vom Hafen feuerten wir die Kohlen an und bekamen dann nach wenigen Minuten die Info, dass sowas hier ja zutiefst illegal sei … – Aber da war es leider zu spät, Würste, Steaks und selbstgemachte Salate waren da bereits eingetroffen. So wurde es trotzdem ein entspannter Abend mit leckeren Spezialitäten und der Tonspur vom Strandkino.
30. August 2024, Freitag
Wolkig, Wind NW 3 Bft, Welle 1 m
Kühlungsborn – Warnemünde Hohe Düne
Am letzten Törntag auf See zeigte sich der Himmel bewölkt und trübe, auch die Temperaturen waren deutlich gesunken und man konnte wieder auf dem Deck laufen, ohne sich die Füße zu verbrennen. Der Tag begann damit, dass wir Fritz auf der Laura mit dem Deckstuhl bis zum zweiten Salingspaar hochwinschten, damit er uns ein paar schöne Masttoppfotos mitbrachte.
Von Kühlungsborn waren es nur noch wenige Seemeilen zurück zu unserem Start- und Zielhafen, deshalb starteten wir sehr entspannt in den Tag. Wir ließen uns Zeit, frühstückten länger und machten uns gegen 11 Uhr bereit für das Ablegemanöver. Unterwegs planten wir diesmal einige Segelmanöver, weshalb der Track des Tages schließlich aussah, als hätten wir alkoholisiert Kringel ins Kielwasser gemalt. Bei merklich stärkerem Wind probierten wir Boje-über-Bord-Manöver und fuhren komplette Manöverkreise. Unterwegs passierten unsere Boote noch ein Schiff mit einer Seebestattung und wir bezeugten unseren Respekt mit dem Dippen der Fahne.
Nach fünf Stunden erreichten wir das Fahrwasser des Rostocker Hafens und mussten dort einigen wild kreuzenden Laser- und Optimistenflotten der örtlichen Segelschule ausweichen.
Viel zu bald durchfuhren wir die Einfahrt zum Yachthafen Hohe Düne, drehten ein paar Runden vor der Tankstelle, bis auch wir die Kraftstofftanks auffüllen konnten, und machten schließlich mit einem gelungenen Anlegemanöver fest am Steg G.
Den Törn beendeten wir mit einem Essen an langer Tafel beim zum Hafenressort gehörenden Italiener. Vor der beeindruckenden Kulisse des nächtlichen Warnemünder Yachthafens gab es das traditionelle Gruppenfoto und danach räumten wir schon die ersten Sachen auf den Booten zusammen.
31. August 2024, Samstag
Sonnig, Wind 3 Bft, Welle 1 m
Warnemünde Hohe Düne – Bamberg
Die Sonne schien wieder und langsam stiegen die Temperaturen. Um 9 Uhr sollte die Schiffsübergabe sein – schnell waren Gepäck, Restproviant und alle anderen Gegenstände aus dem Boot geräumt sowie Salon, Kabinen und Decks gesäubert und vorzeigbar. Trotz des wunderbaren Segelwetters mit verheißungsvollen 3 Beaufort Wind war der Törn für uns schon wieder zu Ende – viel zu früh – Und viel zu schnell brachen die Ersten auf und es ging zurück nach Bamberg. Es gab noch einen kurzen Abstecher, um original dänische Süßwarten einzukaufen, unterwegs bewunderten wir noch andere hoch bepackte Reisevehkel auf der Rückfahrt und gegen Abend waren alle Crewmitglieder wieder zurück in ihren jeweiligen Heimathäfen.
Niemand ging über Bord und keiner würde nicht mehr an Bord gehen … 🙂 – Auch nach dieser Woche Ostseetörn des Bamberger Segelvereins waren alle begeistert und wären am liebsten noch eine Woche weitergesegelt!
Wir freuen uns auf das kommende Jahr, wenn wir wieder mit möglichst vielen BASCler in See stechen!